Schon nach 2,5 Stunden beendeten Maxime Vachier-Lagrave und Georg Meier ihre Partie mit einer Punkteteilung. Meier wählte seine Leib- und Magenvariante der Französischen Verteidigung und zeigte sich viel besser vorbereitet als sein Gegner. Er überraschte ihn mit 12...Lc5 und dachte das erste Mal nach dem 18. Zug von Weiß nach. "Nach der gestrigen Partie sah es so aus, als ob ich keine Theorie studiere. Diesen Eindruck konnte ich heute korrigieren", meinte der deutsche Nationalspieler nach der Partie.
Vachier-Lagrave gewann im Mittelspiel zwar einen Bauern, doch Schwarz besaß die aktiveren Figuren, die ihm im Endspiel genug Gegenspiel sicherten. Letztendlich sprang ein Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern heraus, das völlig ausgeglichen war und schnell remis endete.
Levon Aronian überraschte ein weiteres Mal bei der GRENKE Chess Classic mit einer seltenen Variante, die Hou Yifan schon früh in Bedrängnis und in Nachteil brachte. Der armenische Großmeister opferte in der Eröffnung einen Bauern für Initiative. Die Chinesin gab den Bauern umgehend zurück, nahm aber einen Nachteil in der Entwicklung hin. Aronian gab wieder einen Bauern und ließ sogar den Damentausch zu, übte aber im Endspiel starken Druck mit seinem Läuferpaar aus.
Die kritische Stellung entstand nach dem 25. Zug. Hou Yifan gab einen Bauern, um die Entwicklung zu vollenden. "Stattdessen hätte sie mit ihrem Springer meinen Turm angreifen müssen", wies Aronian in der Pressekonferenz auf einen besseren Zug hin. Er vergrößerte mit seiner überragenden Technik seinen Vorteil Zug für Zug und gewann im Endspiel sehr souverän.
Arkadij Naiditsch und Magnus Carlsen trennten sich nach einem sehr interessanten Kampf remis. Naiditsch wählte ein Damenbauernspiel und verließ damit früh die theoretischen Gefilde. "Ich vermute, dass keiner von uns beiden die Stellung im Detail kannte", meinte der Weltmeister dementsprechend im Anschluss.
Die Partie bot schon zu Beginn ungewöhnliche Stellungsbilder mit reichhaltigen Möglichkeiten für beide Seiten. Im Mittelspiel schien Naiditsch dank seinen starken Türmen und Läufern etwas Vorteil zu besitzen. Er gab die Qualität für Läufer, Bauer und Aktivität, doch Carlsen fand immer eine passende Erwiderung, um das Gleichgewicht zu halten. Am Ende stand eine sehr ungewöhnliche Konstellation auf dem Brett. Naiditsch besaß Dame und drei Bauern gegen zwei Türme und Läufer. Es kam zu einem Abtausch von Figuren, wonach die Kontrahenten eine theoretische Remisstellung erreichten.
Matthias Blübaum und Fabiano Caruana spelten die längste Partie des Tages. Caruana wählte gegen 1.d4 das angenommene Damengambit. In einer symmetrischen Variante tauschten die Spieler auf typische Weise schnell die Damen und zwei Leichtfiguren. Der amerikanische Großmesiter schaffte es durch den Vorstoß des a-Bauern die Stellung etwas aus dem Gleichgewicht und Blübaum ins Grübeln zu bringen.
Obwohl weitere Figuren vom Brett verschwanden, behielt Caruana dank seiner aktiveren Figuren etwas Gewinnpotential. Er aktivierte König, Turm und Springer und nachdem er die Struktur seines Gegners schwächte, keimte bei der Nr. 3 der Welt und den neutralen Fans Hoffnung auf einen Sieg auf, damit es in der letzten Runde zu einem Endspiel zwischen ihm und Aronian kommt. In der Tat gewann Caruana sogar einen Bauern, doch das Material war stark reduziert und nur auf einem Flügel. Letztendlich wickelte er in das theoretische Remisendspiel Turm und Springer gegen Turm ab, das Blübaum remis hielt.
Die siebte und letzte Runde der GRENKE Chess Classic beginnt am Samstag den 22. April um 15 Uhr. Die Paarungen lauten:
Hou, Yifan - Naiditsch, Arkadij
Caruana, Fabiano - Aronian, Levon
Meier, Georg - Bluebaum, Matthias
Carlsen, Magnus - Vachier-Lagrave, Maxime
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